In achtzehn Ritttagen, unterbrochen von zwei Pausentagen, waren Christian Frasch und Angela Solati unterwegs von Bokensdorf nach Waldbrunn. Im Ganzen waren sie knapp 460 Kilometer in Niedersachsen, NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz unterwegs, auf denen sie ca. 7600 Höhenmeter Anstieg und 7300 Meter Abstieg bewältigten.
Hier zusammengefasst ein paar Reiseeindrücke, den vollständigen Bericht findet ihr hier.
„Täglich machten wir meist zwei Pausen. In der ersten zwanzig- bis dreißigminütigen Pause ließen wir die Ponys an der Hand grasen. In der zweiten Pause banden wir sie nach dem Grasen an, nahmen das Gepäck von Ratz herunter und ruhten uns dann selbst etwas aus.
So auch an dem kleinen Sportplatz in dem Örtchen Eimen. Während die Ponys im Schatten der Bäume dösten, hatten wir die gestern Abend aus dem Restaurant mitgenommenen Reste unserer üppigen Mahlzeit gegessen und Instand-Eiskaffee dazu getrunken. Um die Ponys vor unserem Weiterritt noch einmal zu tränken, hatte ich mich, mit einem Falteimer in der Hand, zu Fuß auf den Weg zu dem in der Karte eingezeichneten Bachlauf gemacht.
Von hinten hörte ich einen Motorroller herannahen, der mit dem näher kommen immer langsamer wurde.
Schließlich stoppte ein älterer bärtiger Fahrer seinen Roller neben mir.
„Möchtest Du Wasser für die Pferde holen?“ fragte er mich.
Ich bejahte dies.
„Der Bach da vorne ist ausgetrocknet. Aber in der anderen Richtung ist der Friedhof, dort gibt es Wasser. Wenn Ihr möchtet, kann ich Euch einen Eimer voll bringen“, sagte er.
Das war ein Angebot, das ich dankend annahm.
Zurück bei den Pferden überraschte ich Angela mit der Information, dass wir gleich Wasser für die Pferde geliefert bekommen würden. Und tatsächlich fuhr wenige Minuten später der Rollerfahrer vor. Auf den Trittbrett stand zwischen seinen Füßen ein großer Eimer mit Wasser.
Während wir damit die Pferde tränkten, bot er uns noch an, Hafer für die Pferde zu holen, was wir aber ablehnten, da wir inzwischen abrittbereit waren und weiter wollten.
Immer wieder erfuhren wir auf unserem Ritt von uns fremden Menschen solche Unterstützung. Am selben Tag stieg an einem kleinen Sägewerk jemand von seinem Gabelstapler, um uns Wasser für die Pferde anzubieten und abends im Quartier wurde uns ein zusätzliches Pad als Leihgabe angeboten, um die Sattellage von Ratz noch besser für den Packsattel zu polstern. Ein Angebot, das wir gerne annahmen.
Den Ersten Pausentag machten wir auf einer Husky- und Rentierfarm im Solling. Dort konnten wir, während die Ponys sich auf einer Weide erholten, mit Huskys kuscheln und Rentiere mit Rentierflechten füttern. Als Nachts dann in dem Wildgehege im Nachtbarort die Wölfe heulten, stimmten die Huskys, deren Gehege nur hundert Meter von unserem Zelt entfernt lag, eine vielstimmige Antwort an.
Den zweiten Pausentag machten wir in Vöhl am Edersee bei Simone Fleck und Arno Klöser. Dort nahm sich Simone einen Tag frei, um mit uns einen Nachmittag am Edersee zu verbringen. Ihr verdankten wir auch das nächste Quartier, das sie nach einigen Telefonaten bei weit, weit entfernter Verwandtschaft für uns fand.
Vorab geplant hatten wir lediglich die ersten sechs der siebzehn Quartiere. Die restlichen Quartiere hatten wir zumeist an den Vorabenden recherchiert.
Mit den Rasttagen kamen wir so auf eine Übernachtung in einer Burg, einer in einem Weidezelt, einer in einem Wohnwagen und vier in unserem eigenen Zelt. Vier Mal schliefen wir in Reiterstübchen, einmal in einer Reithalle, einmal in einer Stallgasse und für sieben Nächte wurden uns Zimmer mit Betten angeboten.
Landschaftlich überraschte uns die Etappe vom Solling an die Weser. So gaben uns auf dieser die durch Farnkraut gesäumten, durch Wiesen verlaufenden Graswege das Gefühl in Schottland zu sein.
Kurz darauf erinnerten uns dagegen unbefestigte, an mit Buchen bewaldeten Hängen verlaufende Wege, an unseren Reiturlaub in den Karpaten. Zum Abschluss der Etappe lud an den Hannoverschen Klippen noch ein Skywalk zu einer Pause mit Blick über die Weser ein.
Ein imposanter Anblick war die Junghengstherde der Hengstaufzuchtstation in Hunnesrück. Da unser Weg direkt an deren Weide entlang führte, waren wir dann doch froh, dass wir rechtzeitig in den Wald abbiegen konnten, bevor uns mehrere Dutzend Junghengste zur Begrüßung entgegen galoppiert kamen.
Ein Mal wurde ich vom Pferd geangelt. Ich war gerade dabei mich unter einem tief hängenden Ast hindurch zu bücken, als ich hinten am Kragen gepackt wurde. Im Zeitlupentempo ging es dann samt Sattel, den ich zur Schonung der Gurtlage lose gegurtet hatte, seitwärts runter von Snorre. Zum Glück blieb dieser ganz ruhig, so das ich recht sanft auf dem Boden landete, ohne mich zu verletzen.
Bei der späteren Inspektion des Baums stellte sich heraus, dass an diesem ein tiefhängender Ast bis auf ca. vier Zentimeter gekappt worden war. In dem verbliebenen Stumpf hatte sich die Kapuze meines Regencapes, das ich von dem letzten Regenschauer noch anhatte, verfangen.
Alles in allem war es ein wirklich schöner Ritt, auf dem wir fast nur im hier und jetzt gelebt haben.
Auffällig war, dass viele der Wehwechen, die uns im Vorfeld des Rittes hatten zweifeln lassen, nach den ersten drei Ritttagen verschwunden waren.
Ein großes Lob geht an Katharina und Andrea, dass sie uns unsere Gespanne für die Rückreise in den Westerwald gebracht haben. Weiterhin möchte ich mich bei dem Orgateam und den Helfern für all die Arbeit, die das Lager in Waldbrunn machte, bedanken. Bedanken möchte ich mich außerdem bei all den vielen Menschen, die uns als Fremde auf unserem Ritt unterstützt haben.
Abschließend geht noch an ein ganz großes DANKE an unsere drei Ponys Yaimie, Ratz und Snorre.
Sie haben diesen Ritt überhaupt erst möglich gemacht!“
Christian Frasch
Zur 50-Jahr-Feier der VFD auf dem Weilborner Hof im Westerwald waren Mitglieder des Landesverbands Niedersachsen und Bremen zahlreich angereist, um zu feiern und das Programm mitzugestalten. Und nicht einfach im Auto: Neben der Wanderreitgruppe, die in Bad Zwischenahn mit ihren Pferden auf den langen Ritt gestartet war, hatten sich auch Christian Frasch und Angela Solati Dehcordi mit ihren Pferden aus Wolfsburg auf den Weg gemacht. Christian hatte dabei etwas ganz Besonderes im Gepäck: die VFD-Charta 23, die er an der Grenze zu Sachsen-Anhalt übernommen hatte von einer Delegation der VFD Berlin/ Brandenburg, die in Rathenau losgeritten war. Tanja Michel, Marina Fürst und Gunda Baumann-Laaken aus Ostfriesland waren bis nach Eschenburg in Hessen gefahren und hatten sich von dort mit ihren zwei Pferden zu Fuß auf den Weg gemacht. In vier Tagen säumten sie zum Reiterlager.
Aktionen rund ums Pferd
Mit vielen unterschiedlichen Aktionen beteiligten sich die Niedersachsen am Jubiläumsprogramm. Auf dem großen Kaltblut von Carina Bolling konnten Kinder und Erwachsene sich im Voltigieren ausprobieren. Um den richtigen Sitz ging es in den Unterrichtsstunden von Birgit Bork. Sie stellte das Centered Riding vor und ließ die Teilnehmer mit gezielten Fragen in sich hineinfühlen und ihre Körperwahrnehmung schulen. Ein weiterer tierischer Partner kam hinzu, als Sandra Pendl die Ausbildung zum Reitbegleithund als Vortrag und in der Praxis präsentierte. Hündin Heaven überwand Hindernisse und galoppierte angeleint neben der Reiterin her.
Geländecup Sondertermin
Um ihren Landesverband zu repräsentieren, hatten sich die Niedersachsen kräftig ins Zeug gelegt: Für Teilnehmer des Reiterlagers wurde über zwei Tage der in Niedersachsen wohlbekannte Geländereitercup organisiert. Am Freitag galt es zunächst knifflige Fragen rund ums Pferd, aber auch zur VFD-Geschichte zu beantworten. Ab Mittag starteten die Teilnehmer auf die Strecke. Sie ritten rund 13 Kilometer nach Karte durch das hügelige Gelände um den Weilborner Hof. Unterwegs galt es Fragen zu beantworten und Geschick zu beweisen. Am Samstagvormittag folgte der dritte Teil des Wettbewerbs. Auf dem Reitplatz hatten die Teilnehmer eine Trail- und Rittigkeitsprüfung zu absolvieren. Unter Nutzung einiger der Mountaintrailer-Hindernisse war eine interessante und anspruchsvolle Aufgabe ausgearbeitet worden. Bei der anschließenden Siegerehrung erhielt jeder Starter ein Geländecup-Shirt, eine Stallplakette und durfte sich einen der vielen tollen Sachpreise vom Gabentisch aussuchen. Siegerin wurde Anja Kreutzheide mit ihrem Pferd Djulim D'Ivoire. Sie und die weiteren ersten zehn Platzierten qualifizieren sich hiermit für den Endausscheid am 22. Oktober in Cuxhaven. Einige Starter haben bereits angekündigt, sich dafür auf den Weg an die Küste zu machen.
Sandra Pendl
Direkt am ersten Tag des Jubiläums reisten drei Saarländerinnen und zwei Pferde im Westerwald an. Die Fahrt mit Hänger und WoWa dauerte 4 Stunden, fühlte sich aber entspannt an. Bei der Ankunft war die Begrüßung herzlich und das Procedere wie in der zuvor verschickten Mail beschrieben strukturiert. Der Vet-Check und die Anmeldung verliefen reibungslos. Die eigens aufgebauten Paddocks und die Tipps der Helfer taten dazu einen guten Beitrag.
Wohl demjenigen, der das Geld für eine Box investiert hatte. In dem Glauben, dass es sehr heiß sein würde und dem Wissen, dass es körperlich schwerfallen würde, sein Pferd den größten Teil der Zeit im Schatten grasen zu lassen, hatte sich manch einer diesen Luxus geleistet. Zugegebener Maßen untypisch für uns Wanderreiter. Doch auch an uns ziehen die Jahre nicht spurlos vorüber. Nun kam es ganz anders als wir dachten und es goss, zumindest zeitweise, in Strömen. Das Pferde, durch Decken warm und trocken verpackt, hätten nach 24 Stunden ein Schlammbad nehmen können. Die Möglichkeit, sein Paddock rechtzeitig „umzuparken“, war eine prima Lösung.
Das saarländische Motto „Hauptsache gut gess“ wurde gebührend umgesetzt. Es gab ein solides, abwechslungsreiches Essensangebot an allen Tagen. Doch war das nicht das Hauptanliegen der Besucher. Diese wollten an den zahlreichen Veranstaltungen entweder zuschauen oder sogar teilnehmen. Und das konnte man ganz unkompliziert: einfach in die Listen eintragen am Info-Check-Point und wenn zu viele Teilnehmer ihr Interesse bekundeten, dann waren die Referenten spontan bereit, noch eine Kurseinheit dran zu hängen. So konnte jeder, der wollte, dabei sein. Bei der Vielfalt von Referaten, Vorträgen und praktischen Unterricht war für jeden etwas dabei und so trennte man sich hin und wieder, damit jeder zu seinem Recht kam. Treffen konnte man sich immer wieder im Innenhof bei Essen und Trinken, wo man oft genug alte Freunde wieder sah oder neue Freundschaften knüpfen konnte. Oder wo man sich ein wenig von dem „Stress“ erholte, wobei man insgeheim schon überlegte, zu welchem Event man als nächstes wollte. Den Markständen mit Reitkleidung und der Möglichkeit zu einem Fotoshooting kann frau nur schwer widerstehen, ebenso einem Ausritt im Westerwald mit den neuen Reitklamotten.
Das Saarland hatte außer den Stafettenritten noch einen weiteren Beitrag zum Jubiläum geplant. Sandra Klein vom Hengstwalderhof in Waldziegelhütte nahm dankenswerterweise die Anfahrt in den Westerwald auf sich, um mit Eva Benzmüller und Dagmar Cullmann eine Live-Reitstunde zu zeigen. Den Pferden der beiden Schülerinnen, Fasira (5 Jahre) und Josy (15 Jahre) ist hier der größte Respekt zu zollen, denn trotz der fremden und lauten Umgebung, der wehenden Wimpel und knisternden Zelten und besonders dem Lautsprecher samt Rückkoppelung, haben die beiden einen ganz hervorragenden Job gemacht. Was wären wir nur ohne unsere Pferde?
Am Samstag dann kamen immer mehr VFD-ler aus allen Teilen der Republik und darüber hinaus angereist. Auch bekannte Persönlichkeiten aus der Reiterszene ließen sich die Ehrungen und das abendliche Barbecue nicht entgehen. Nach dem letzten Regenguss an diesem Tag wurde die Stimmung immer ausgelassener bei Live-Musik und Lagerfeuer. Ein absolut gelungener Abschluss für diese tollen VFD-Fest-Tage.
Unsere liebe Marie Meier hat die saarländische Ehre gerettet und ab Freitag bei den Helfern tatkräftig mit angepackt. Auch in der Nacht, als Wildschweine einige Pferde aus den Paddocks „befreit“ haben, war sie beim Einfang-Kommando dabei. Der Plan der Helfer, anhand von aufgehängten Karten am Paddock mit den Namen der Pferde und den Handy-Nummern der Besitzer ging auf und alle Pferde wurden wohlauf in kürzester Zeit wieder sicher untergebracht.
Fahrzeuge und Gespanne, die bei der Abreise ob des nassen Bodens nicht von der Stelle kamen, wurden ganz unspektakulär in aller Ruhe von einem „Weidemann“ auf die Straße gezogen.
Überhaupt ist die Leistung des Orga-Teams, der Helfer und unserer BGS nicht in Worte zu fassen. Unser größter Dank und unsere Bewunderung gehen an diese Menschen, die diese Feier für uns alle ermöglicht haben.
Dagmar Cullmann